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Der Focusing-Blog

Wieso ist das keine Rose geworden?

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Diese Frage klingt vielleicht ein bisschen naiv. Schon Gertrude Stein wusste 1913 „Rose ist eine Rose ist eine Rose.“ Und dies da oben ist keine Rose.

Klar, Sie wissen das auch und ich ebenso. Meine Frage ist aber: Woher wusste es das kleine Samenkorn in der Erde? Woher wusste es, dass es in der warmen, feuchten Erde keimen soll und sich zu einem Pflänzchen entwickeln? Woher wusste es, wie die Blätter auszubilden sind und am Ende gar eine so wunderbare Blüte entstehen kann?

Wenn wir unseren Blick jetzt auf unsere Spezies richten. Woher wusste ich und mein Körper, was er im Mutterleib zu tun hat? Nicht nur die Biologen interessiert diese Frage. Auch die Philosophen und Psychologen beschäftigt diese Frage.

Die verschiedenen Schulen und Denkrichtungen geben dem Phänomen unterschiedliche Namen. Als Pädagogin mag ich den von der Pädagogin Maria Montessori geprägten Begriff vom „inneren Bauplan des Kindes“ besonders gerne. Natürlich ist da kein Bauplan mit festgelegten Maßeinheiten und Angaben gemeint. Vielmehr geht es darum, dass es im Kind ein inneres Wissen gibt, an dem sich die Entwicklung orientiert. Dieser Bauplan ist dynamisch und kann sich in einem gewissen Rahmen an äußere Gegebenheiten anpassen. Ernährung z.B. beeinflusst die körperliche Entwicklung in erheblichem Maße. So sind z.B. Eier und Zucker Faktoren, welche die Reifung beschleunigen. Dies ist ein Baustein der Erklärung, warum die Menarche der Frauen immer früher eintritt.

Dieser innere Bauplan umfasst aber nicht nur die körperliche Entwicklung, sondern auch die psychische. So hat Frau Montessori beobachtet, dass Kinder in einer bestimmten Zeit für bestimmte Lerninhalte aufgeschlossen sind, was aber sehr individuell ist. Diese Spanne, in der sich ein Kind ganz einem bestimmten Lernfeld hingeben will, nennt sie sensible Phasen.

Die Psychologie interessiert sich auch für die Entwicklung des Menschens. Sie untersucht dabei das menschliche Erleben und Verhalten und die Bedeutung von inneren und äußeren Einflüssen darauf. Hier sind die Modelle der humanistischen Psychologie besonders wichtig für mich geworden. Ihnen liegt ein ähnliches Vertrauen in die Kräfte des Individuums zugrunde, wie es bei Frau Montessori zu finden ist.

Der wohl bekannteste Vertreter dieser Denkrichtung ist Carl Rogers, der Begründer der personenzentrierten, nicht-direktiven Gesprächstherapie. Er sieht in jedem Individuum enorme Möglichkeiten angelegt, sich zu entfalten. Störungen entstehen, wenn irgendetwas die Entwicklung behindert.

Eugene Gendlin, der Begründer von Focusing, ist ebenfalls in der humanistischen Psychologie verwurzelt.

Gendlin und Rogers beschreiben ihre Überzeugung, dass im Menschen die Kräfte zur Entfaltung bereits angelegt sind, auf unterschiedliche Weise. Rogers nennt es Aktualisierungstendenz (Stumm, G. (2000). Aktualisierungstendenz. In Wörterbuch der Psychotherapie (pp. 14-15). Springer, Vienna.). Eugene Gendlin nennt es „carrying forward“ und möchte den Begriff nicht gerne ins Deutsche übersetzt haben.

 

 


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