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Der Focusing-Blog

Werkstattseminar mit TAE

Werkstattseminar mit TAE

 

TAE hat mich lange Zeit wenig interessiert, es schien mir zu kompliziert und verkopft. Ich hatte die Vorstellung, dass ich im TAE die 14 von Gendlin formulierten Fragen alle durchgehen sollte. Es hörte sich wie ein sehr anstrengendes Tun an, fernab meiner Welt als Fachfrau für Kinderfocusing.

Über Tony Hofmann habe ich immer wieder kleine Einblicke in die Entstehung von Thetaland bekommen. Dies ist ein Tool, das auf TAE beruht und von Evelyn Fender-Lee und Tony Hofmann entwickelt wurde. Das Set besteht aus großen, sechseckigen Karten mit Orten, die Namen tragen wie Bibliothek, Quelle, Feenreich oder Bildhauer. Zu diesen Orten gibt es dann Fragen, die man sich selbst in Bezug auf ein Projekt oder Thema stellen kann. So klären sich über die Beantwortung der Fragen viele Aspekte des Projekts. Wer sich noch weiter informieren will findet hier https://zks-medien.de/produkt/thetaland-tm-the-game-of-inquiry/ etwas mehr Informationen.

Thetaland wird als Spiel bezeichnet, was ich nur sehr bedingt nachvollziehen kann. Denn ein wichtiges Merkmal von Spiel ist die Zweckfreiheit, was aber bei Thetaland nicht gegeben ist. Was ich sehe, ist ein spielerischer Umgang mit Anliegen, Themen, Projekten usw. Bisher habe ich den Eindruck gewonnen, dass es eher eine beeindruckende Sammlung von Fragen ist, die man sich selbst in Bezug auf ein Projekt oder Thema stellen kann.

Bei meiner ersten „Spielrunde“ mit anderen, nicht Focusing erfahrenen Menschen, hatte ich das Gefühl von endlosen Schreibaufträgen, die sich zum Teil auch langweilig anfühlten. Die zweite, hier zugrunde liegende Erfahrung war im Rahmen eines Werkstattseminares von Tony Hofmann und Detlef Girke. Die Teilnehmer hatten sowohl eine Ausbildung in Focusing, als auch bereits Erfahrungen mit Thetaland. Das war natürlich eine sehr komfortable Ausgangslage.

Denn in der Ausführung lebt Thetaland von der Offenheit und Interaktion zwischen den Teilnehmern.  Das bereits von Gendlin angedachte Konzept des „Kreuzens“ passiert hier ständig und bringt Schritte, die alleine vielleicht nicht möglich gewesen wären.

Ich fand schon für mich alleine die unglaubliche Sammlung von Fragen sehr förderlich. Mal picke ich hier eine heraus, mal eine andere. Die Fragen fördern die Introspektion, aber die Auswahl ist meist von meinen eigenen Vorlieben geleitet. In Thetaland gibt es viele Orte, an denen eine bestimmte Erlebensmodalität oder Denkweise den Charakter prägen. Da mich der Charakter des Ortes „Bilderhauer“ [1] überhaupt nicht anspricht, gehe ich dort eher nicht hin. Vielmehr zieht es mich zu den Elfen[2].

Selbstverständlich kann ich mich alleine schon auch mal antreiben, aus einer ungeliebten Kategorie etwas zu nehmen. Dann aber wird es eine Art Pflichtübung im Sinne von „Schreiben Sie eine Erörterung zum Thema …“. Ihr Felt Sense sagt Ihnen bestimmt, wie sich das anfühlen mag.

Wenn wir uns aber gemeinsam mit Thetaland auf die Reise machen, so haben wir unterschiedliche Charaktere, Denkweisen und Charakterstrukturen im Raum. Jede/r arbeitet an seinem Projekt und nimmt aus einer der angebotenen Kategorie Fragen zu Hilfe. Hier wählten Menschen Kategorien, die ich nicht mag.

Im anschließenden Austausch hörten wir einander aufmerksam, focusingorientiert zu. Der gemeinsame Raum schuf eine ganz besondere Atmosphäre, in der ich mich öffnen und mein gefühlt „merkwürdiges“ Projekt vorstellen konnte. Hier konnten dann die Fragen, denen ich mich nicht stellen wollte, doch zu mir gelangen. Ich höre, wie es jemanden mit der Frage ging, was für ihn wichtig wurde und es macht bei mir „klick“, weil ich über den (Um)weg des anderen Menschen doch mit der Frage sein konnte. Die Art der Frage wird für mich interessant, weil ich mich für den anderen Menschen interessiere und seine Erfahrungen. So ging es mir ständig beim Zuhören, dass aus dem, was andere für ihr Projekt herausgefunden hatten, bei mir kleine Prozesse in Gang gesetzt wurden.

Das Seminar war für mich sehr interessant und hat Thetaland für mich greifbarer und handhabbarer gemacht. Besonders beeindruckt hat mich die Art der Kommunikation. Es war ein ständiges Bezugnehmen aufeinander, ohne Wertung, Kritik oder anderes, ganz im Sinne der Grundhaltung des Focusing. Der gemeinsam geteilte Raum war für mich wie ein Pool, von dem jede/r sich nehmen konnte, was ihr/ihm dienlich war. Über das Spiel "Thetaland" habe ich einen spielerischen Zugang zu TAE gefunden und gemerkt: Das kann richtig Spaß machen, sich damit zu befassen und es anzuwenden. Wie bei den 6 Schritten im Focusing ist es beim TAE nicht immer notwendig eine starre Reihenfolge einzuhalten oder alle 14 Fragen durchzugehen.

In meinem Buch „Ich spür Banane blau“[3] habe ich die Grundhaltung des Focusing in die Allegorie eines Suppenrezeptes gekleidet. Wenn ich das in Bezug zu dem Werkstattseminar setze, dann würde ich sagen: „Wir haben ein feines Süppchen gekocht, nährend, wohlschmeckend, das Lust auf mehr macht.“

Falls Sie beim nächsten Mal mitlöffeln wollen, dann finden Sie hier den Schlüssel zur Küche.

 

Herzlichen Dank für das Photo  von Dr Tony Hofmann.

 

 

[1]  ...kannst du deine rohen Gedanken in eine erste ... Form bringen

[2] …. Du merkst, dass es diese scheuen Wesen gut mit dir meinen. Du entspannst dich ….. Bilder steigen vor deinem inneren Auge auf.

[3] Markones, B (2022) „Ich spür Banane blau“ Arbor-Verlag Freiburg


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