Strukturgebundene Prozesse
Erkennen von und Arbeiten mit strukturgebundenen Prozessen
Diese Weiterbildung ermöglicht eine intensive, erfahrungsbezogene und konzeptuelle Beschäftigung mit strukturgebundenen Phänomenen. Sie werden mit den eigenen Strukturgebundenen Phänomen und mit denen der anderen TeilnehmerInnen arbeiten. Die Weiterbildung bietet für Sie für Ihre Klienten ein intensives methodisches Training mit den sog. „schwierigen Situationen“, die in jeder Art von Psychotherapie über Erfolg und Misserfolg entscheiden.
Voraussetzungen: Weiterbildung Essentials, empfehlenswert, jedoch nicht Voraussetzung, ist die Teilnahme an Weiterbildung Focusing-Therapie: Focussierende Körperarbeit, Partnerschaftliches Focusing, Arbeit mit (Probe-)Klienten
Umfang: 160 Seminarstunden (aufgeteilt auf 5 viertägige Seminare)
Kosten: € 2.600.- (zahlbar in 5 Teilbeträgen à € 520.-)
Was ist „Strukturgebundenes Erleben?“
In der Focusing-Therapie haben wir es – wie in jeder anderen Form der Psychotherapie auch – mit Phänomenen zu tun, die am fließenden Veränderungsprozess nicht teilnehmen. Diese immer wiederkehrenden Gefühls-, Denk-, Körper- und Verhaltensmuster nennen wir „strukturgebunden“. Strukturgebundenes Erleben befindet sich nicht in Austausch mit der Ganzheit des Erlebens und mit der augenblicklichen Situation, in der wir gerade leben. Neben dem Erleben, sich gedanklich im Kreis zu drehen und emotional in den immer gleichen Gefühlen verfangen zu sein, initiieren diese inneren „Gewohnheiten“ immer auch Beziehungsstrukturen, in denen – paradoxerweise – die anderen Personen genau die kränkenden Antworten geben, die die eigenen strukturgebundenen Erlebensweisen bestätigen. Ebenso wirken strukturgebundene Situationen (erstarrte soziale Strukturen, z.B. rigides Familiensystem, rigide Arbeitzusammenhänge) auf unser Erleben ein und verunmöglichen frische Lebensprozesse.
Das Ziel der Seminare ist Lebendigkeit und Lebensfreude. Gerade weil wir uns hier mit dem scheinbar Unveränderlichen und Schweren beschäftigen, öffnet sich immer wieder die Erfahrung, mehr und tiefer bei sich selbst zu sein. Über die eigenen Strukturgebundenen Prozesse entsteht prägnante Präsenz und Souveränität in der Arbeit mit KlientInnen. Die höheren Freiheitsgrade von alten und bestimmenden Strukturen lassen einen Raum entstehen, in dem die Prozesse der Klienten fließender geschehen.
Strukturgebundene Phänomene werden traditionellerweise mit Begriffen wie „Widerstand“, „Übertragung“, „Gegenübertragung“, „Charakterstrukturen“, „Persönlichkeitsstörungen“, „Wiederholungszwang“, „Beziehungsfallen“, etc. beschrieben.
Die Arbeit mit ihnen gilt – unabhängig von der jeweiligen therapeutischen Schule oder Methode – als besonders schwierig und zugleich als Kernstück jeder Therapie. In der Focusing-Therapie verstehen wir strukturgebundenes Erleben als (ehemals kreative) automatisierte Antworten auf vergangene, konflikthafte Lebenssituationen, die gleichzeitig auch die tiefsten und bedeutsamsten Lebensthemen einer Person in sich tragen.
„Der direkte Referent: Die ungeheure Weite dieses Raums wird verstehbar: Es handelt sich hier nicht um die Art von Raum, wie Situationen es sind. In denen sind wir ja. Das hier ist ein Raum, in dem sich DIE GANZE SITUATION BEWEGT. Wir sind nicht mehr in der Situation, sondern in einem neuen Raum, und wir sind hier, die Situation ist jetzt ein „Etwas“, ein neues Datum, dort, uns gegenüber“ (Gene Gendlin).
Inhalte der Weiterbildung
Das Ziel ist, körperlich verfestigte Situationen (stucked embodied situations – emotions, cognitions, imagines, auditives …) wieder zugänglich und prozessfähig zu machen.
Wir arbeiten mit Haltungen, Konzepten und Methoden, die diese strukturgebundenen Phänomene berühren und wieder mit dem frischen (Er-)Lebensprozess verbinden. Sie werden sowohl eigenes strukturgebundenes Erleben von innen erfahren, als auch bei anderen erkennen und verstehen. Bekannte Typologien werden wir von Innen her erleben, die unsere Empathie stärken und zu konkreten Interventionen führen. Dabei wird deutlich werden, wie der focussierende Zugang direkt zu den existentiellen Themen unserer Klienten führt. Bei strukturgebundenem Erleben lenken wir die Aufmerksamkeit des Klienten auf die typisch gleichbleibende Weise in seinem Gehabe, in Sprechart, Gang, Mimik und auf besondere Verhaltensweisen wie Lächeln, Bewerten, geordnete oder verworrene Sprechart, Art der Höflichkeit, Art der Aggressivität, sich in der Struktur wiederholende Imaginationen, Gefühle … .Auch wenn sich strukturgebundenes Erleben für den Therapeuten häufig wie ein Steckenbleiben und Auch-nicht-mehr-Weiterwissen anfühlt, so ist dieser Erlebensort verheißungsvoll und dementsprechend zu würdigen, denn von hier aus besteht die Chance auf grundlegende Veränderung. In den Seminaren geht das darum Haltungen und Techniken zu erlernen, die steckengebliebene Prozesse wieder fortsetzten können. Der Technik des Responding kommt eine besondere Bedeutung zu. In der Theorie der Prozesse von Gendlin werden wir uns mit dem „Direkten Referenten“ beschäftigen, siehe „Ein Prozess Modell“, Gendlin
“Every bit of human experience has a further step of movement implicit in it.” (Gene Gendlin)
Weiterbildungsinhalte und Arbeitsformen:
Sackgassen, Schlaufen und strukturgebundene Systeme ● strukturgebundene Phänomene im Erleben, Handeln und in der Beziehung bei sich selbst und anderen identifizieren ● FreiRaum als grundlegende Bedingung ● Humor und Leichtigkeit ● Das Wie: experience structure bound in its manner ● Vertrauen in das Carrying foreward ● Den FeltSense zum Strukturgebundenen ermöglichen ● Herkunftsfamilie und Gegenwärtiges Erleben ● Mindfullness ●Den gemeinsamen Resonanzraum symbolisieren ● Strukturgebundene Phänomene in den verschiedenen Modalitäten kennenlernen ● Körpersymptome, Gedankenkarussell und Lebenshaltungen ● Externalisieren ● Glaubenssyteme ● Resonanz und Gegenreaktion ● Markieren des gleichbleibenden Erlebens ● beispielhafte Strukturmodelle („Charakterstrukturen“) von innen erleben und verstehen ● Erkennen von Erlebenssequenzen ● Implying und Occuring ● Frozen whole ●gemeinsames Forschen mit dem Klienten nach Auslösern, ● Partialisieren ●Teilearbeit z.B. Inneres Kind ● Konzepte der Experiencing-Theorie und des Prozessmodells ● Intensives Responding-training ● Prozess-Stopp ● Leafing ● Refilling ● Strukturkompass ● Lineare Zeit und Prozess-Zeit ● Skulpturen ●Die Wandlung von embodied situations: über den „Direkten Referenten“ ● Bedingungen die gestoppte Prozesse fortsetzen ●
Üben und experimentieren in Dyaden; Triaden und Kleingruppen ● Partnerschaftliches Focusing ● Kurzvorträge, Demonstrationen, Erfahrungsaustausch, Gruppenfocusing ●·partnerschaftliches therapeutisches Arbeiten mit eigenen strukturgebundenen Anteilen, Supervision.
„Der Therapeut kann oft nur_modellieren, was für ein Gefühl wäre, wenn der Klient etwas verbalisieren würde. Er kann immer wieder versuchen, den Prozess herzustellen, der vorerst fehlt, etwas zurücksagen, was nicht gesagt, ein Gefühl akzeptieren, was nicht ausgedrückt wurde und er kann antworten auf eine Frage, die ihm der Klient (noch) nicht gestellt hat“ Gene Gendlin.
Deutsches Focusing Institut DFI
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