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Der Focusing-Blog

Im Land des Annehmens - Was sein darf, kann sich verändern.

Im Land des Annehmens - Was sein darf, kann sich verändern.

Ein Beitrag von Julia Haardt

Eigentlich dachte ich, dieser Artikel würde „Die Krux des Annehmens“ heißen. Aber beim Schreiben habe ich so viel Zuneigung für dieses Land des Annehmens gefunden, dass dich dieser Begriff vielleicht auch einlädt zu deiner eigenen Reise in dieses Land. Auch wenn ich hier von meinem persönlichen Beispiel schreibe.

„Du musst das annehmen!“ Diesen Rat-Schlag hast du vielleicht auch schon mal bekommen. Es hört sich so an, als sei es etwas, dass man einfach mal eben TUN kann. Klick. Angenommen. Die Theorie scheint klar, jeder weiß es.

Ich merke deutlich, welch ein schwieriger Prozess das ist, den ich da gerade inmitten des Prozesses selbst wie mit der Lupe und Zeitlupe betrachten kann. Und ich spüre so deutlich, warum es so schwierig ist, in das Land des Annehmens einzutreten, durch diese Tür zu gehen.

So lange habe ich mich dagegen gewehrt, ein Nicht-richtig-gehen-können, nicht so wie in meinem Kopf, nicht so wie früher und ein Nicht-Gehen-Können überhaupt anzunehmen. Ich hab dagegen gekämpft und oft fühlte es sich ein bisschen an wie in einem Doppelleben. Ein äußeres Leben, wo es so gut wie irgendwie geht, und ein anderes Leben, in dem es eben nicht richtig geht. Bis zu einem Spagat mit einem hohen Preis. Und hier in meinem Beispiel, in meinem Leben, meine ich das tatsächliche Gehen, das mit den zwei Füßen und Beinen. Nicht in einem übertragenen Sinn…, aber vielleicht auch da, ich weiß es nicht.

Ich habe Angst, wenn ich das zu mir nehme, so ganz und wirklich zu meiner Geschichte, dass ich auf einer Seite des Lebens lande, von der ich nicht mehr wegkomme. Dass es nie wieder besser werden kann. Irgendwie, als ob ich aufgeben würde.

Vor vielen Jahren, als ich schon einmal an dieser Schwelle stand, bin ich – auch nach langem Kampf und mit großer Erschöpfung – darüber gegangen. Und habe die Magie erlebt in diesem Land des Annehmens. Die Erleichterung, das Nicht-immer-kämpfen-müssen, das Einverstanden sein mit dem, was ist. Und dass es sich eben tatsächlich verändern kann. Aber erst dort. Wenn der Stempel im Pass ist, im Land des Annehmens. Ich habe das „Was sein darf, kann sich verändern“ erlebt, auch wenn ich damals noch kein Focusing kannte.

Seitdem ist viel Zeit vergangen.

Und nun bin ich wieder da, an dieser Schwelle, diesem Wackeln, dieser Angst. Einer Angst, ob ich dann noch die bin, die ich glaube zu sein. Was ist mit diesem Bild von mir, das so beharrlich in mir ist, auch wenn es mit der Realität so wenig zu tun hatte? Ein Bild, in dem ich Gehen kann wie früher, hoch, weit, beladen, das Abenteuer im Gepäck, die Lebenslust in einer so großen Dimension. Ein Bild, das doch mit meiner Identität zu tun hat. Wer bin ich ohne das? Auch wenn ich schon so lange ohne das bin? Wie kann ich das Gute davon irgendwie bewahren und mich trotzdem jetzt davon verabschieden?

Ein kluger Mensch hat mir gesagt, dass es dabei nur um das Jetzt geht. Nicht um alle Ewigkeit. Um das Annehmen, wie es Jetzt eben ist. Dass ich damit nicht unterschreibe, dass ich immer aufs Gehen verzichte. Niemand weiß, was geschieht. Aber eins ist ja sicher: Nur was sein darf, kann sich verändern.

Wenn ich an dieser Schwelle sitze, es ist wirklich ein Bild wie ein Übergang durch ein hölzernes Tor, in eine wunderschöne Landschaft, grüne Wiesen, saftige Bäume und gleichzeitig herbstliche Bäume, ein weicher Boden, der nach Leben und Erde und Erdmitte riecht und den Körper sanft tragen kann. Auf welche Weise auch immer. Es riecht leicht und frisch und verheißungsvoll. Und es war sehr anstrengend den Weg hierherzukommen, so lange etwas zu tun, was mein Körper eigentlich nicht konnte. Es ist gut, ein wenig auszuruhen, diese Aussicht zu genießen und die Luft schon zu atmen. Das Vertrauen einzuatmen und die Zuversicht in mir zu spüren. Sie wohnt sicher in meinem Körper, immer, auch wenn ich manchmal länger brauche, um sie zu spüren. Und auch zu spüren, dass ich ich bleibe.

Und gleichzeitig spüre ich an dieser Schwelle den Schmerz, den riesigen Schmerz, und einen See voll Tränen, über das, was nicht sein kann und konnte. Über das, von dem ich mich – jetzt zumindest – verabschiede. Und doch ich selbst bleibe…oder? Ich glaube, es ist auch die Angst vor diesem Schmerz, die mich auf der anderen Seite gehalten hat.

Der kluge Mensch hat mir gesagt, dass es nur ein Teil ist, ein Teil von mir. Dass es ein Teil von mir ist, dass ich nicht gut gehen kann, und dass es nur ein Teil ist, nicht alles. Wie ist es, wenn dieser Teil wirklich zu mir und meinem Leben gehört, so ganz ohne Doppelleben? Dabei spüre ich so viel Erleichterung, so viel Loslassen, so viel Dankbarkeit, ein Einverstandensein mit meinem Körper und auch eine Neugier auf dieses Leben. Leben kann so viele Facetten haben, und ich ahne und spüre schon neue Facetten, die hier leben und scheinen können. Facetten, die ich auch bin. Es ist kein Machen, vielmehr ein erstauntes Erleben der Veränderung, wenn sein darf, was ist.  

 

Wenn jemand Begleitung auf der Reise ins eigene Land des Annehmens möchte, kann unter dem themenzentrierten online-Seminar: Eigentlich hätte ich es gerne los Julia als erfahrene Begleitung buchen. Und wer gern mehr Selbst-Sicherheit und Selbst-Fürsorge in seinem Leben hätte, kann am Online-Kurs „Ich an meiner Seite“ teilnehmen. Auf der Impulskonferenz 2024 hat Julia Haardt zusammen mit Ulrike Böhm einen Workshop gehalten: "Wo in deinem Körper wohnt die Zuversicht?" Eine Nachlese dazu findet sich HIER.

 


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