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Der Focusing-Blog

„Ich bin nicht die geborene Rampensau.“

„Ich bin nicht die geborene Rampensau.“

Ein Artikel über das „Sich zeigen“ von Julia Haardt.
 

Ich bin begeistert von Focusing. Ich kann mir ein Leben ohne Focusing gar nicht vorstellen. Wie wahrscheinlich viele, die Focusing kennen und in ihrem Leben haben. Und Focusing zu unterrichten ist wunderbar und erfüllend. Und eigentlich müssten uns die Menschen die Bude einrennen um es zu lernen, denn je unsicherer das Leben wird, desto besser kann man es doch gebrauchen, oder? Aber hier kommt unser altes Problem ins Spiel: Es lässt sich so schwer erklären! Wer es erfahren hat, ist meist begeistert. Aber wie kann man Menschen, die es nicht kennen, dazu einladen?

Also müssen wir im Ausbilderteam ja damit in die Welt gehen und versuchen, darüber zu erzählen und Geschmackserlebnisse davon anzubieten. So sind vor 2 Jahren auch unsere, Eva Gregors und meine, „Plätzchen für die Seele“ entstanden. Das sind angeleitete Audio-Übungen, die über unseren Youtube-Kanal oder als Podcast zu hören sind. Aber ganz so leicht wie sich das jetzt vielleicht liest war es nicht. Wir hatten beide Lust auf die Idee, Lust Focusing-Übungen zusammenzustellen, zu gestalten und so weiter. Aber dann kam der Moment, wo ich dachte, oder vielleicht eher gesamtkörperlich gespürt habe: Ich kann mich doch damit nicht zeigen. Das ist unmöglich. Da geht die Welt unter. Und nein – das ist nicht übertrieben. Glücklicherweise gab und gibt es Eva, mit der ich dies geteilt habe und ihr also kurz vor Beginn sagte, dass es für mich doch nicht geht, dass ich es einfach innerlich nicht schaffe, so sichtbar zu sein. Aber glücklicherweise können wir Focusing. Und da wird dann aus „die Welt geht unter“ eher ein: „etwas von mir hat Angst davor, dass die Welt unter geht. Ein sehr viel jüngerer Teil“. Das ist ja schon mal sehr hilfreich. Und so ist wieder Freiraum entstanden. Und mit diesem Freiraum entstand der Zugang zu der Freude am Seelen-Plätzchen backen. Die Freude daran, kreativ zu sein und gestalten zu können, die Freude aus Erfahrungen zu teilen, die damit vielleicht in ihrer Schwere doch auch wieder „nützlich“ und hilfreich erscheinen. Die Freude, ein gemeinsames Projekt zu haben.

In meiner Arbeit und im Leben begegnen mir immer wieder Menschen, denen es schwer fällt, sich zu zeigen, ihre Arbeit zu zeigen oder gar für ihre Arbeit zu werben. Ich bin also in guter Gesellschaft. Und natürlich haben wir alle „gute Gründe“ dafür. Es ist auch sicher spannend, diese Gründe, die eigene Geschichte damit usw. zu erforschen und zu verstehen. Wahrscheinlich hast du das auch schon einige Male getan, wenn du dieses Thema kennst.

Was für mich aber entscheidend war und ist, ist mit dem Lebendigen, was da neu ins Leben kommen möchte, was sich in meinem Leben zeigen möchte, in Kontakt zu kommen. Mit dieser Lebenskraft in mir, die vorwärts strebt, trotz aller Ängste im Hintergrund. Mit Freiraum kann ich diese Ängste sehen und erst nehmen, sie gut versorgen und dann dieses Neue Lebendige erforschen.

Wie nehme ich das Neue in mir wahr? Welche Mischung finde ich da? Vielleicht Freude, Vorfreude, kribbelige Aufregung, Spaß…?

Welcher vielleicht jüngere Teil von mir kann da auf die Bühne kommen?

Wie wirkt sich dieses Neue auf mein Lebenshintergrundgefühl aus? Wie auf meine Körperhaltung, auf mein Sprechen, auch mein Gehen und Stehen, auf mein Sein?

Du findest sicher auch noch viele Aspekte dieses Lebendigen und dieses Ausdrucks deiner Lebenskraft und Lebensfreude. Und ich lade dich ein, es auszuprobieren. Ich glaube, es lohnt sich.

Im ersten Jahr unsers Audio-Adventskalenders habe ich dann festgestellt wie viel tiefe Zufriedenheit mir diese Tätigkeit gegeben hat. Weil es so gut getan hat, dass eine Kreativität, die lange nicht mehr in meinem Leben Platz hatte, wieder da sein durfte. Dazu ist damals das Plätzchen „Ich koche für den Kaiser“ entstanden, wo ich mehr davon erzähle.

Bei aller Übung, die wir nun damit haben, und vielen wunderbaren Rückmeldungen, die wir bekommen haben, brauche ich vor jedem Veröffentlichen eines Plätzchens nochmal Freiraum und viel Freundlichkeit mit mir. Und ein Erinnern an das gute Gefühl, dass mit diesem „Mich zeigen“ etwas Lebendiges in unserem größeren Focusing-Gemeinschaftsraum geschieht.

Und – zu guter Letzt – in diesem ganzen Prozess habe ich doch tatsächlich auch einen kleinen Teil in mir gefunden, der Lust hat, eine „Rampensau“ zu sein, zumindest ein ganz kleines bisschen. Und während ich dies schreibe, wird es mir ganz heiß und mir schießt ein Gedanke durch den Kopf: „DAS kann ich doch von mir nicht teilen“.

Ein herzlicher Dank an meine Focusing-PartnerInnen.

 

 

 

Bild von brgfx auf Freepik

 

 

 


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